Morgen ist ein besonderer Tag für mich. Ein neuer Anfang, eine neue Aufgabe, ein neues Umfeld. Ab dem 1. März 2025 werde ich in einem Altersheim arbeiten – nicht als Pflegerin oder Betreuerin, sondern mit dem, was ich am besten kann: mit Nadel und Faden. Ich werde die Wäsche der Bewohner in Schuss halten, ihre Lieblingsstücke retten, wenn sie mal ein Loch haben oder nicht mehr richtig sitzen, und die Arbeitskleidung des Teams instand setzen.
Doch für mich ist es mehr als nur ein Job. Es ist eine Chance, Menschen zu begegnen, die so viel erlebt haben, die Geschichten in sich tragen, die sonst vielleicht niemand mehr hört. Ich hoffe, dass sie mir ihr Vertrauen schenken, dass sie mit einem Lächeln kommen und sagen: «Könnten Sie meinen Lieblingspulli noch einmal retten?» oder «Mein Rock ist mir ein bisschen zu weit geworden, könnten Sie da etwas machen?»
Jedes Kleidungsstück erzählt eine Geschichte. Ein Hemd, das seit Jahrzehnten getragen wird, weil es an einen besonderen Moment erinnert. Ein Nachthemd, das so weich ist, dass es durch nichts zu ersetzen ist. Ein Schal, den die Enkelin einst geschenkt hat. Ich werde nicht nur Fäden und Stoffe zusammenbringen, sondern vielleicht auch ein kleines Stückchen Geborgenheit bewahren.
Ich freue mich auf all die Begegnungen, auf das Lachen, auf die ruhigen Gespräche, die zwischen Stecknadeln und Schneiderkreide entstehen. Und vielleicht, ganz vielleicht, kann ich mit meiner Arbeit nicht nur Kleidung flicken, sondern auch ein kleines bisschen den Alltag verschönern.
Morgen beginnt ein neues Kapitel – und ich bin bereit, es mit Herz und Handarbeit zu füllen.
Immer am Montag und Donnerstag, wenn unser Lädelchen geschlossen hat, arbeite ich als Schneiderlein für unsere lieben Rentner/ Rentnerinnen denen wir sooo viel zu verdanken haben.